Therapie bei Übergewicht und Adipositas

Eine erfolgreiche Behandlung von Übergewicht und Adipositas führt nicht nur zu einer Steigerung der Lebensqualität für die Betroffenen. Auch Risikofaktoren, wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte, die wiederum schwerwiegende Begleiterkrankungen (Herzinfarkt oder Schlaganfälle) begünstigen, werden in Verbindung mit einer langfristigen Gewichtsreduktion gleichermaßen behandelt.

Wann ist eine Gewichtsreduktion angezeigt?
Kriterien für eine Gewichtsreduktion sind:

1. BMI ≥ 30 oder

2. BMI 25 – 29,9, wenn gleichzeitig folgende Punkte zutreffen:

  • Risikofaktoren oder Folgeerkrankungen (Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes mellitus Typ 2)
  • und/oder erhöhter Taillenumfang
  • und/oder vorliegende Erkrankungen, die durch Übergewicht verschlimmert werden
  • und/oder hoher psychischer Leidensdruck

 

Welche Behandlungsziele sind realistisch?

Die Behandlungsziele sollten immer realistisch und individuell angepasst werden. Nicht immer ist es Ziel, das Normalgewicht zu erreichen. Im Sinne einer langfristigen Gesundheitsvorsorge ist bei stark Übergewichtigen und Adipösen eine Gewichtsabnahme von 5 bis 10 Prozent des Ausgangsgewichtes erstrebenswert. Wichtig dabei ist jedoch die langfristige Gewichtsstabilisierung.

Für eine erfolgreiche Therapie sind die Eigenmotivation, die Kooperationsfähigkeit und ein eigenverantwortliches Handeln der Betroffenen von zentraler Bedeutung. Hier sind eine umfassende Information und Schulungen über die Erkrankung, die Folgen und auch die Behandlung förderlich.

Das Basisprogramm

Für eine optimale und individuelle Therapieplanung ist zu Beginn eine sorgfältige Anamnese sowie eine gründliche ärztliche Untersuchung erforderlich.
Die Therapie gliedert sich in drei Bausteine:

Es werden zwei Phasen unterschieden. In der ersten Phase steht die Gewichtsreduktion im Vordergrund, während die sich daran anschließende zweite Phase der langfristigen Gewichtsstabilisierung dient.

Weitere Therapiemöglichkeiten sind:


Medikamentöse Therapie
Unter bestimmten Voraussetzungen kann bei Patienten mit einem BMI über 30 oder schwerwiegenden Begleiterkrankungen eine medikamentöse Therapie erforderlich sein, ergänzend zur Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Diese soll nur dann empfohlen werden, wenn die Basistherapie alleine keinen Erfolg zeigt. Hierbei sind Produkte zu verwenden, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist. Eine medikamentöse Therapie sollte unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.  

 

Chirurgische Therapie 
Eine chirurgische Behandlung sollte nur bei extremer Adipositas Grad III oder Grad II mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen in Erwägung gezogen werden. Vorausgesetzt ist auch hier, dass die alleinige Basistherapie sowie eine mögliche medikamentöse Therapie nicht zum gewünschten Erfolg führen.

 


Speisenplanung bei Übergewicht und Adipositas

Für eine erfolgreiche und langfristige Gewichtsreduktion sind folgende Tipps hilfreich:

1. Eine mäßig energiereduzierte Mischkost ist langfristig das Richtige:
Dabei gelten folgende Empfehlungen

  • ballaststoffreiche Lebensmittel bevorzugen, z.B. Vollkornbrot
  • mehrmals täglich Gemüse, Salat und Obst
  • täglich fettarme Milchprodukte
  • kleine Portionen fettarmer Fleisch- und Wurstwaren
  • 1- bis 2-mal pro Woche Fisch
  • fettarme Zubereitungen; pflanzliche Fette, z.B. Öle, bevorzugen
  • reichlich energiefreie Getränke (z.B. Wasser)
  • Reduktion oder Meiden von Alkohol (max. 10 g/Tag für Frauen, entspricht 0,25 l Bier oder 0,1 l Wein bzw. 20 g/Tag für Männer, entspricht 0,5 l Bier oder 0,25 l Wein)
  • kleine Portionen wählen
  • kalorienarme Fertiggerichte bevorzugen
  • festen Mahlzeitenryhthmus einplanen

 

2. Realistische Ziele setzen
Eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 Prozent ist für den langfristigen Erfolg sinnvoll. Crash-Diäten, die Gewichtsabnahmen von 3 bis 4 kg pro Woche oder noch mehr versprechen, sind nicht empfehlenswert. Die Energiezufuhr ist in der Regel extrem niedrig. Es kommt schnell zum sogenannten Jo-Jo-Effekt, das heißt, das Ausgangsgewicht stellt sich sehr schnell wieder ein bzw. das neue Endgewicht liegt über dem ursprünglichen Ausgangsgewicht.

3. Keine Verbote
Von strikten Verboten ist abzuraten. Eine flexible Kontrolle, zum Beispiel beim Konsum von Süßigkeiten, verhindert Heißhungerattacken. Hier kann ein Wochenvorrat, der innerhalb einer Woche flexibel verzehrt werden kann, hilfreich sein.

4. Ausreichende Bewegung ist wichtig
Eine Steigerung der Bewegung im Alltag sowie der sportlichen Aktivitäten unterstützt die Gewichtsabnahme und erleichtert die Gewichtsstabilisierung.

5. Motivationsfördernde Maßnahmen nutzen
Motivationsfördernde Maßnahmen dürfen im Rahmen einer Gewichtsreduktion im Hinblick auf den Erfolg nicht unterschätzt werden. Hierzu zählen die Selbstbeobachtung (z.B. durch das Führen von Ernährungs- und Bewegungsprotokolle), Verstärkungsmechanismen (z.B. Loben) sowie gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Rückfällen. Auch das Abnehmen in einer Gruppe oder das Einbinden des Lebenspartners oder der Familie kann die Motivation fördern und leichter zum Erfolg führen.