Was versteht man unter Mangelernährung?

Mangelernährung, auch als „Malnutrition“ oder „Unterernährung“ bezeichnet, wird nach aktuellen Leitlinien als ein Zustand definiert, der aus einer mangelnden Zufuhr oder Aufnahme von Energie und Nährstoffen über die Nahrung entsteht, zu einer veränderten Körperzusammensetzung führt und mit messbaren Veränderungen körperlicher und mentaler Funktionen verbunden ist. Als Folge verschlechtern sich die Prognose und der klinische Krankheitsverlauf. Mangelernährung kann als Folge von Hungern, Krankheit oder fortgeschrittenem Alter – allein oder in Kombination – entstehen.

In Abhängigkeit vom gleichzeitigen Vorliegen einer Krankheit bzw. einer Entzündungsreaktion wird die Mangelernährung weiter klassifiziert, um der Komplexität der Stoffwechselveränderungen gerecht zu werden und eine geeignete Behandlung ableiten zu können (siehe Abbildung 1).

 

1. Krankheitsspezifische Mangelernährung mit Entzündungsreaktion

Die Entzündungsantwort auf die zugrundeliegende Erkrankung führt zu einer katabolen Stoffwechsellage, die durch Anorexie, reduzierte Nahrungszufuhr, Gewichtsverlust und Muskelabbau charakterisiert ist

1.1 Chronische krankheitsspezifische Mangelernährung, auch Kachexie genannt

Als Hauptmerkmal tritt ein relevanter Gewichtsverlust auf. Patienten haben einen niedrigen Body Mass Index (BMI) und eine verminderte Muskelmasse und Muskelfunktion und gleichzeitig erhöhte Entzündungsparameter. Hauptsächlich betroffen sind Patienten mit chronischen Erkrankungen im Endstadium wie Krebserkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen u. a. Bei diesen Krankheitsbildern müssen Behandlung der Grunderkrankung und bedarfsgerechte Ernährungstherapie Hand in Hand gehen.

1.2 Akutkrankheitsspezifische Mangelernährung

Betrifft Patienten auf Intensivstation mit akuter Erkrankung, Trauma (Entzündungen, Verbrennungen, Verletzungen) oder nach großen operativen Eingriffen. Durch die entzündungsfördernde Stoffwechsellage, Bettlägerigkeit und keine oder nur geringe Nahrungszufuhr kommt es zu einem schnellen Abbau an Energie- und Nährstoffspeichern im Körper. Hier muss sofort ernährungstherapeutisch, meist mit Gabe künstlicher Ernährung, gehandelt werden.

 

2. Krankheitsspezifische Mangelernährung ohne Entzündungsreaktion

Hier bedingt die Grunderkrankung eine eingeschränkte Nahrungszufuhr durch Dysphagiehttps://www.station-ernaehrung.de/typo3/ als Folge von Obstruktionen, neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, oder Morbus Parkinson u.a. Auch psychiatrische Erkrankungen wie eine Anorexia nervosa oder Depressionen, ein Kurzdarmsyndrom nach ausgeprägter Darmentfernung gehören zu dieser Art von Mangelernährung. Hier muss die Ernährung an die durch die Grunderkrankung vorgegebenen Bedingungen angepasst werden, z. B. mit pürierter Kost bei Dysphagie.

 

3. Mangelernährung / Unterernährung ohne zugrundeliegende Erkrankung


Die Hauptursache diese Form der Mangelernährung ist Nahrungsmangel, wie er in Entwicklungsländern oder in Situationen schlechter Pflege, unzureichendem Zahnstatus, Trauer, Vernachlässigung u. a. vorkommt. Hier kann eine Verbesserung der Rahmenbedingungen der erste Schritt zu einer Verbesserung der Ernährungssituation sein.